Akademie der Künste Berlin
Robert Kahn Archiv
Katalog des musikalischen Nachlass und anderen Quellen zu Leben und Werk
Das Projekt: Robert Kahn: resampled
Das Projekt
Ausgehend von den Studien und Recherchen zu Robert Kahn versucht dieses Projekt das Schaffen und Wirken Robert Kahns mit den Mitteln unserer Zeit zu erschließen und zu vergegenwärtigen. Neben der Bereitstellung von Hintergrundinformationen, gehört dazu auch die Präsentationen von Klangbeispielen aus allen von Kahn komponierten Werkgattungen.
Dazu gehören nicht nur Patiturrekonstruktionen und auf klassik-resampled.de zu hörende Erstaufnahmen etwa von verschiedenen Manuskript gebliebenen Werken der Vokal und Kammermusik. Besondere Aufmerksamkeit richtet das Projekt klassik-resampled.de gegenwärtig auf die Erschließung und akustische erste Realisierung von Erstaufnahmen sämtlicher 1160 Klavierstücke des in Kahns letzten Schaffensjahren entstandenem Tagebuch in Tönen.
Langfristig soll dies auf dieser Seite nicht nur mit der Dokumentation zu Leben und Werk oder Hinweisen auf die verfügbaren akustischen Realisierungen des Schaffens Kahns geschehen, sondern ist auch die Bereitstellung der entsprechenden Partituren vorgesehen, für die es - in Rücksicht auf etwaige noch geltende Urheberrechten bei verschiedenen Musikverlagen - ab 2022 natürlich bessere Voraussetzungen gibt. Diese Internetseite soll hier zu dem umfassendsten zentralen Anlaufpunkt für alle Ressourcen zum Schaffen Robert Kahns werden.
Robert Kahn, wurde am 21. Juli 1865 in Mannheim als Sohn einer der wohlhabendsten jüdischen Familien Mannheims geboren. Schon früh wurde musikalische Begabung gefördert durch Klavierunterricht bei Emil Pauer und Ernst Franck und Kompositionsunterricht bei Vinzenz Lachner dem Bruder des Schubert Freundes Franz Lachner. 1882 - 1885 studierte er Komposition an der sehr von den Brahmsfreunden Joseph Joachim und Heinrich von Herzogenberggeprägtenköniglichen Hochschule für Musik Berlin bei Friedrich Kiel und Woldemar Bargiel sowie Klavier bei Ernst Rudorff. 1885/86 folgte noch ein weiteres Jahr an der Akademie für Tonkunst in München mit Studien bei Joseph Rheinberger (Komposition) und Heinrich Schwartz (Klavier). Ob über seine Lehrer oder auch die lebendigen kulturelle Teilhabe seiner Familie fand Kahn früh Würdigung und persönlichen Unterstützung von Seiten des Brahmskreises, wie Joseph Joachim, Hans von Bülow, Clara Schumann und sogar Johannes Brahms selbst. Noch in den 80er-Jahren veröffentlichte Kahn noch in Mannheim seine ersten Klaviervariationen op.1 und Lieder op.2. 1887 stand er in Wien für einige Monate in engem und prägenden Kontakt mit Brahms.
Ab 1890 kam es nach einer Aufführung seiner Zwei Gesänge für Soli, Frauenchor und Orchester op. 10 an der Hochschule in Berlin zu einer Reihe wichtiger Aufführungen. Hans von Bülow präsentierte mit den Berliner Philharmonikern Kahns ungedruckte Serenade “Aus der Jugendzeit” und Kahns 1. Streichquartett in A-Dur Op. 8 wurde vom Joseph-Joachim-Quartett vorgetragen.
1890 bis 1893 arbietete er an der Oper in Leipzig unter Emil Paur als Korrepetitor, leitete aber auch einen einen Frauenchor mit Studentinnen von Thekla Friedländer.
Während er sich in der folgenden Zeit sowohl als Kammermusiker und wie als Komponist von Liedern und Kammermusik einen Namen machte unterrichtete er an der königlichen Hochschuke für Musik seit 1893 verschiedentlich und ab 1897 regulär Klavier und Ensemblespiel als auch Theorie und Komposition.
1895 wurde ein Kompositionsabend von der Kritik als gesellschaftliches Ereignis gefeiert. Mit Amalie Joachim brachte er 1897 Johannes Brahms “Vier ernste Lieder” op. 121 zur Berliner Erstaufführung. Kahn findet um die jahrhundertwende auch zu Dichtern wie Christian Morgenstern und Gerhart Hauptmann, deren Gedichte er zum Teil noch vor deren veröffentlichung vertonen konnte. 1900 heiratete er seine Studentin Katharina Hertel die Tochter des Kunstmalers Albert Hertel und Enkelin des Komponisten Peter Hertel. Bis in die dreißiger Jahre wurde Kahn als Lied- Kammermusik- und Chorkomponist in Deutschland und vor allem in Berlin regelmäßig aufgeführt und konzertierte selbst regelmäßig mit Interpreten wie Johannes Messchaert, Emmy Destinn bzw.Carl Halir, Karl Klingler, Josef Szigeti oder Adolf Busch. Seine Reputation als Musiker entsprechend wird Kahn auch mit verschiedenen öffentlichen Funktionen gewürdigt. 1904 wurde er zum Professor und 1917 zum ordentlichen Lehrer der königlichen Musikhochschule für Musik Berlin ernannt. Ab 1906 war er im Beirat der Genossenschaft deutscher Tonsetzer, ab 1915 ordentliches Mitglied und ab 1917 Senator der königliche Akademie der Künste. Er gehörte der preußischen Sachverständigenkammer an. Gleichwohl hat Kahn bis in seine letzten Lebensjahre im britischen Exil immer daran geabeitet im Einklang mit seiner musikalischen Prägung doch immer auch eigenständige und neue anspruchsvolle Antworten auf die Fragen nach der Musik seiner eigenen Gegenwart zu geben.
1930 emeritiert er von der Hochschule und wurde 1934 ob des “Berufsbeamtengesetz” seiner Mitgliedschaft in der Akademie der Künste enthoben. 1931 zieht er sich auf seinen Landsitz im mecklenburgischen Feldberg zurück, bis er 1939 nach England emigrierte, wo Kahn bis 1951 in Ashton/Surrey bzw. Biddenden/Kent kompositorisch tätig war und in offenbar weitgehender Zurückgezogenheit eine der wohl umfangreichesten Sammlungen an Klavierstücken schuf.
Sein umfangreiches und für jeden profilierten Interpreten attraktives Lied, Chor, Kammermusik und Klaviermusikschaffen wird erst in den letzten Jahren zunehmend für das Konzertrepertoire erschlossen. Dazu möchte auch dieses Projekt durch Informationen, Materialien und Klangbeispieke beitragen.
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Der sorgfältigste online-Lexikonartikel vom Institut für Historische Musikwissenschaft an der Universität Hamburg